Ich erinnere mich an eine Nacht, in der selbst der Wind schwieg.
Das Feuer brannte leise, als wüsste es, dass es Zeuge von etwas Größerem war.
Tief in einem Tal, das nur bei Nebel existiert, lebten sie – ein Bund aus Erinnerung und Glanz.
Keine gewöhnlichen Wesen, sondern Elfen, geboren aus der Stille zwischen Tag und Traum.
Ihre Welt war leise, von Zeit unberĂĽhrt, und doch atmete sie mit ihnen.
Dort, wo Helligkeit geboren wird, bevor sie einen Namen trägt.
Dort lebten sie – alte Seelen aus Gold und Schatten, gebunden an das, was war, bevor Sprache die Welt benannte.
Elfen, still und unendlich, Träger des Lichts, das weiterlebt.
Manchmal flimmerte das Tal im Dunst der Dämmerung, als würde die Welt selbst den Atem anhalten.
Die Bäume ruhten in sich, die Luft vibrierte wie ein leises Versprechen.
Fern schimmerte eine einzelne Flamme – sanft, ewig, wissend – der Herzschlag dieses Ortes.
Ihre Tage glitten dahin wie AtemzĂĽge einer uralten Melodie.
Zeit war für sie kein Maß, sondern ein Kreis – fließend, still, vollkommen.
Doch eines Tages begann etwas in diesem Gleichgewicht zu schwingen, ein neues Leuchten, kaum wahrnehmbar, und doch anders als alles, was sie kannten.
Es war, als hätte das Tal selbst begonnen, auf etwas zu warten.
Aus diesem Schweigen heraus formte sich Leben.
Zart und rein, wie der erste Ton nach einer endlosen Stille.
Ein Kind kündigte sich an – getragen von zwei Seelen, die selbst aus Licht und Schatten gewoben waren.
Und als es kam, schien das Licht anders zu atmen – klarer, weicher, ehrlicher.
Zwei alte Seelen hatten etwas erschaffen, das sie selbst kaum verstanden – ein neues Leuchten, geboren aus ihrer Verbindung, zart wie Morgendunst, doch getragen von uralter Kraft.
Sie hielten das Wesen zwischen sich, ein Funken, der noch kaum verstand, was er war, und doch schon das Tal heller machte.
FĂĽr einen Atemzug schien selbst die Ewigkeit den Kopf zu neigen, um diesem Licht Platz zu machen.
Das Tal wurde still, als wolle es zuhören, wie aus der Verbindung zweier uralter Wesen etwas Neues entstand.
Ein Leben, das sie beide veränderte – sanft, aber unwiderruflich.
Sie hüteten das junge Wesen mit einer Zärtlichkeit, die man nur in jenen findet, die das Ende der Zeit bereits kennen.
Der Junge wuchs, und das Tal veränderte sich mit ihm.
Sein Lachen hallte zwischen den HĂĽgeln, und wo er ging, schien die Luft heller zu werden.
Sein Blick trug das Wissen derer, aus deren Licht er geboren war, doch sein Herz schlug schneller – neugierig, wild, lebendig.
Doch Jahre verändern alles.
Die Schatten kamen nicht plötzlich; sie schlichen sich heran – still, beharrlich, wie die Dämmerung vor der Nacht.
Das ältere Wesen wurde müde.
Seine Stimme, einst warm und kraftvoll, verlor an Klang.
Das Lächeln blieb, aber es lag Tiefe darin, und in seinen Augen ruhte kein Schmerz, sondern das stille Wissen um das, was kommen würde.
Als sein Körper schwächer wurde, veränderte sich das Haus.
Die Luft war schwer von Erinnerung, und das Feuer, das einst hell geleuchtet hatte, glomm nun sanft und tief – wie ein Herz, das sich erinnert, auch wenn es still wird.
Die Tage wurden leiser.
Der Raum fĂĽllte sich mit diesem besonderen Schweigen, das nur Orte kennen, die wissen, dass etwas zu Ende geht.
Das Licht im Tal veränderte sich – weicher, wärmer, wie eine Erinnerung, die noch einmal aufleuchtet.
Und dann kam die letzte Nacht.
Sie saßen beieinander, eingehüllt in die Wärme des verbleibenden Feuers.
Die letzte Nacht trug einen Frieden, der keine Worte mehr brauchte.
Zwei Seelen wachten über das, was sie verband, und das schwächer werdende Licht spiegelte sich auf der Haut des Schlafenden.
DrauĂźen zog der Regen feine Linien ĂĽber das Glas, als wĂĽrde er die Welt daran erinnern, still zu bleiben.
Als der Morgen kam, war das Feuer erloschen.
Eine sanfte Wärme erfüllte den Raum, getragen von etwas Unsichtbarem, das weiterlebte, auch als das Feuer längst zur Glut geworden war.
Der Träger des Lichts trat hinaus in den Regen.
Über ihm öffnete sich der Himmel, und zwischen den Wolken glomm ein vertrauter Schimmer.
Er spürte, wie etwas in ihm antwortete – eine sanfte Erinnerung, warm und lebendig.
FĂĽr einen Atemzug war da eine Gegenwart, leise und vollkommen, wie ein FlĂĽstern aus der Zeit davor.
Man sagt, in jener Nacht sei das Feuer nicht gestorben.
Es habe nur den Ort gewechselt – von der Welt der Flammen in die Welt derer, die lieben.
Und manchmal, wenn Regen und Licht sich treffen, kann man sie sehen –
eine leise Gestalt am Fenster, lächelnd, als würde er noch immer wachen.
Im stillen Feuer.
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